1 Jahr RFID

Diebstahlsicherung: funktioniert nicht wie erwartet, hält bei CDs, DVDs u. Medienpaketen auf keinen Fall, was man sich versprochen hat (Platzhaltersystem bei DVDs wird bei uns daher beibehalten).
Auch bei Büchern, wo sie zumindest im Grunde funktioniert, ist die Diebstahlsicherung sehr leicht zu umgehen (Transponder herauslösen, Alu-Abschirmung, unverbuchte zwischen verbuchten Medien tragen, Winkel beim Durchgehen, einfach zügig weitergehen, wenn es piepst).

Usability: langsame Leitungen, langsame PCs, öfter Time-Out, Konfigurationsfehler in der Beginnzeit, zu wenig Arbeitsspeicher.
Viele LeserInnen berücksichtigen die Reihenfolgen beim Tippen auf Ausleihefeld u. Hinlegen des Ausweises nicht (auch nach Vorführung u. Anleitung mit Bildern u. Text) u. kommen dann mit der Meldung, dass es nicht funktioniert. Viele Leute wollen sich nicht mehrmals anstellen (Rückgabe, Verlängerung, Ausleihe, VB, Platzhaltersystem bei DVDs) - CDs u. Medienpakete gehen oft wirklich nicht beim SV-Gerät.
Schulklassen nützen SV gerne - geht aber nur bei 4 Wochen Rückgabefrist u. nicht wenn sie erst in 5 od. 6 Wochen wieder kommen.
Einige LeserInnen sagen dezidiert, dass sie die Geräte nicht benützen möchten, sondern lieber mit Menschen zu tun haben.

An der Theke: Probleme mit CDs u. Medienpaketen. Probleme, wenn Rückgabe mit gemischten Medien (von mehreren Ausweisen bzw. Transponder- u. Nicht-Transponder-Medien gemischt).
Problem Einzugsbereich des Lesefeldes: LeserInnen u. BibliothekarInnen dürfen Bücherstapel nicht zu nah hinlegen, sonst gehäufte Fehler. Es funktioniert besser, wenn Feld zwischen Tastatur u. Monitor liegt, ist aber ergonomisch nicht vorteilhaft u. empfohlener Abstand wird nicht eingehalten).
Problem wird verstärkt durch langsame Leitungen, schwache PCs u. Langsamkeit der Datenbank - oft Ausfälle des Monitorbildes oder lange Wartezeit, bis Zeilen erscheinen - "Blindverbuchung" stört beim Kontrollieren der Zeilen u. der Anzahl der verbuchten Medien - Erhöhung der Fehleranfälligkeit. Lästig ist, dass im Nachhinein immer wieder Zeilen, die schon schwarz waren, wieder auf rot mit x springen, wenn man was wegnimmt u. was anderes hinlegt, so dass man immer sehr genau auf den Bildschirm schauen muss - lieber öfter abschließen u. nicht zu viel auf einmal hinlegen, vor allem bei CDs.
Der laut RFID-Handbuch notwendige Mindestabstand von Antenne und metallhaltigen Gegenständen bzw. den BibliothekarInnen selber kann an keinem der Arbeitsplätze eingehalten werden.

Gate: Fehlalarme in erträglichem Ausmaß (z.B. abgeschriebene Bücher, die Leute irrtümlich retournieren u. wieder mitnehmen - da aktiviert sich dann der Transponder auf dem Lesefeld, auch wenn sie makuliert sind). Die meisten Alarme, wenn Leute die Medien an den SV-Geräten zu früh wegnehmen (Medien sind dann verbucht, d.h. es kommt auch ein Beleg heraus, aber der Transponder ist noch immer scharf) oder durch Fehler an der Theke.
SV-Gerät zu nah am Gate.

Gesundheit: leichte Verbesserung für Handgelenke (aber die meisten Bücher muss man bei Rückgabe trotzdem umdrehen, weil LeserInnen sie nicht geordnet hinlegen).
Subjektives Empfinden sehr unterschiedlich, aber ca. die Hälfte des Teams fühlt sich beeinträchtigt: Kribbeln an Händen u. Unterarmen u. Oberschenkeln, Gefühl des Elektrisch-Aufgeladen-Seins (nicht nur während Arbeit, sondern noch lange danach), vermutete Störung des Bio-Rhythmus (Wachheitsgefühl bis spät in der Nacht, dafür Müdigkeit u. Erschöpfung in der Früh), Inkompatibilität mit künstlichen Knie-Gelenken.
Hitzestau durch die vielen Geräte unter der Arbeitsplatte wird besonders bei Sommertemperaturen fast unerträglich; Zusammenzucken bei Berührung der heißen Stelle bei Pad-Antenne; größere Augenbelastung durch Notwendigkeit, bei jeder Verbuchungsaktion auf den Bildschirm zu schauen und zu kontrollieren - ist bei Barcodeverbuchung bei weitem geringer.

Statistik: Prozentsatz bei weitem nicht so hoch wie in HB u. Phib. Bei Einführung u. 3 Monate lang danach besonderer Anfangseinsatz durch uns (Zusatztexte an den Geräten mit Erklärung u. Bildern; Mitgehen mit den LeserInnen u. Zeigen; Gespräche, um Schwellenangst zu nehmen = gedacht als Investition in Zukunft). In dieser Zeit war die SV durch unseren Einsatz und Hilfestellung definitiv keine Arbeitserleichterung). Danach Engagement unsererseits gesunken (wir können nicht immer aufstehen u. mit einzelnen LeserInnen mitgehen u. sie animieren, wenn vor der Theke eine Schlange steht). Prozentsatz der SV-Verbuchungen gesunken - (die anfänglich höheren Prozentzahlen kamen ja nur durch unsere Anstrengung zustande).

Fazit: unserem Gefühl nach bringt RFID nicht das, was es hätte bringen sollen (zumindest nicht bei der vorhandenen technischen Ausstattung der Zweigstellen).
Kosten-Nutzen-Verhältnis zweifelhaft (erweiterte Öffnungszeiten wären mit leichter Personalaufstockung sicher günstiger zu machen), umso mehr, je kleiner die Zweigstelle ist.
Durch die Kombination von längeren Öffnungszeiten und der Unzulänglichkeit des RFID-System ist die Arbeitsbelastung bei allen MitarbeiterInnen erheblich gestiegen.